Gott sei Dank
PDF herunterladenGott sei Dank … das ist das Thema dieses Gemeindebriefs. Eigentlich ist dieser kurze Satz ein Ausruf, den wir in oder nach einem Unglück sagen oder hören. Gemeint ist dabei ein Dank dafür, dass nichts Schlimmes passiert ist oder nichts Schlimmeres. Aber ist das nur eine Floskel, etwas, was einem so herausrutscht oder ist es wirklich ein ehrlicher Dank an Gott? Ist es nur eine Floskel, dann ist dabei auch Gott nicht mehr wichtig. Dann wird Gott ausgeblendet aus unserer Welt. Ein weiteres Beispiel dazu: Mir fällt auf, dass sich die Menschen früher am Samstag überwiegend einander einen schönen Sonntag gewünscht haben. Heute höre ich das kaum noch. Was man sich stattdessen wünscht, ist ein schönes Wochenende. Das geschieht sogar am Samstagabend; aber da ist ja die Hälfte des Wochenendes schon vorbei. Trotzdem wünschen sich die Menschen bei uns keinen schönen Sonntag, das wäre ja christlich. Aber in unserer Gesellschaft gehört es inzwischen zum guten Ton, religiös und weltanschaulich neutral zu sein, was auch immer das sein mag. Diese Einstellung hat Dietrich Bonhoeffer schon 1944 kommen sehen. "Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen". Bonhoeffer hat dies nicht negativ gesehen. Er sah es als notwendigen Schritt zur Mündigkeit der Menschheit. Und das bedeutet für ihn: Zur Mündigkeit gehört dann aber auch, dass man selbst verantwortlich und ehrlich ist. Gott ist dann auch kein Lückenbüßer mehr, ein Helfer nur in der Not oder ein Wesen, das dann immer von oben eingreift, wie sich Menschen das so wünschen. Gott ist dann wirklich Gott und ist das Zentrum von allem. Uns Christen, sagt Dietrich Bonhoeffer, ist dann das Reich Gottes der Inhalt und das Ziel unseres Lebens. Und dann ist der Ausruf "Gott sei Dank!" keine Floskel mehr, sondern ein ehrlicher Dank an Gott. Dann wünscht man sich gegenseitig auch einen guten Sonntag, weil man sich freut, dass es die Auferstehung gibt.
In diesem Sinne sage ich: Gott sei Dank – und Gott befohlen.
Ihr Matthias Frasch