Ewig warten

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Ich sitze in der Bahn und warte. Unser Zug kann nicht weiterfahren. "Verspätung eines vorausfahrenden Zuges", ertönt es aus den Lautsprechern. Wie lange wir jetzt hier stehen müssen? Der Zugführer weiß es auch nicht.

Keiner von uns wartet gerne. Zu sehr sind wir danach bestrebt, unsere Zeit sinnvoll und gewinnbringend zu nutzen. Sinnvoll und gewinnbringend, dass bedeutet vor allem, selbstbestimmt die Zeit nutzen zu können. Da passt es gar nicht rein, warten zu müssen, meistens noch unvorhergesehen und ohne Ahnung, wann es weiter geht. Eigentlich komisch, denn im Leben verbringen wir viel Zeit mit warten. Warten auf die Geburt eines Kindes, warten auf die Zeit im Kindergarten oder bis zum nächsten Schulwechsel. Wir warten beim Arzt, an der Supermarktkasse, bei der Zulassungsstelle, in der Ikea-Hotline oder einfach auf einen Freund, der sich verspätet hat.

Wie also mit dem Warten umgehen? Am Beispiel des Advents können wir sehen, dass Warten kein Verlust sein muss, sondern eine große Chance mit sich bringt. Denn der Advent ist die Zeit des Wartens schlechthin. Warten auf Weihnachten, das Geburtstagfest von Jesus. Während wir uns mit Lebkuchen, Orangen und dem leckeren Duft von Punsch und Glühwein auf Weihnachten einstimmen, bietet uns der Advent die Chance, uns auch innerlich vorzubereiten, indem wir z.B. das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren lassen.

Folgende Fragen können uns dabei eine Hilfe sein: Was habe ich in diesem Jahr erlebt? Was hat mich glücklich gemacht? Was hat mich traurig gestimmt? Wo und wie habe ich Gott in diesem Jahr gespürt?

Zeiten des Wartens bieten uns die Chance innezuhalten. Sie schenken uns Momente der Ruhe, in einem oft hektischen und vollen Alltag. Am Ende der vierwöchigen Adventszeit feiern wir Christen Weihnachten. Die Zeit des Wartens auf Jesus hat ein Ende. Der Prophet Jesaja hat das Weihnachtsfest folgendermaßen angekündigt: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie Immanuel nennen." Immanuel bedeutet Gott mit uns. Gott ist kein abstrakter Gott, der weit weg irgendwo im Himmel thront. Nein, er ist an Weihnachten Mensch geworden, er ist geworden wie du und ich. Gerade an Weihnachten möchte Gott durch Jesus jedem einzelnen von uns begegnen und mit jedem einzelnem von uns unterwegs sein. Deshalb hat Jesaja Jesus auch Immanuel genannt – Gott mit uns.

Gott mit Ihnen wünscht, 
Chistoph Luz